Wird wirklich alles teurer oder kommt uns das nur so vor?

Schrumpft der Euro?

Beim Supermarkt-Trip im nächsten Frühling werden sie wieder da sein: die Erdbeeren.

Und sie sind teurer als noch im letzten Jahr, da sind wir uns sicher. Die Arbeitskollegin, die Nichte, ja, sogar der Chef stimmt zu. Alles wird immer teurer.

Wo soll das nur enden?

Und wer ist schuld an den in die Höhe schnellenden Preisen? Die Politik. Die Klimakrise. Oder Trump?

Aber ganz besonders: Diese verdammte Inflation!

Moment! Stimmt es wirklich, dass die Inflation ein fieser Dämon ist, der nachts im Supermarkt Preisschilder austauscht? (Auf die anderen Dinge möchte ich hier lieber nicht eingehen…). Ist es tatsächlich Inflation, wenn alles teurer wird? Und warum tut bitte niemand was dagegen?

Okay, ein bisschen Fachwissen zum Start …

„Inflation“ bedeutet entweder, dass Geld weniger wert wird (1 € von 2002 ist heute nur noch 80 Cent wert). Oder, dass das durchschnittliche Preisniveau in einem Land steigt (also du im Supermarkt für die gleichen Dinge heute 10 € mehr bezahlst als noch vor 15 Jahren). Demnach: Ja, wenn alles teurer wird, ist tatsächlich die Inflation schuld. Die ist aber nicht grundsätzlich schlecht.

Einerseits wird dadurch die Wirtschaft angekurbelt. Denn wenn wir wissen, dass in Zukunft alles teurer wird, kaufen wir eher heute, als morgen mehr zu bezahlen. Es wird mehr konsumiert, und das freut Verkauf und Firmen. Die steigende Nachfrage führt außerdem zu steigender Produktion und mehr Absatz. Um beides zu bewältigen, müssen mehr Mitarbeiter ran – so entstehen neue Arbeitsplätze.

Andererseits ist die Inflation gut für alle, die Schulden haben. Denn die steigen nicht mit der Inflation, sondern werden mit zunehmend günstigeren Euros abbezahlt. Ein Beispiel für chronische Schuldner gefällig?   Landesregierungen.

Wie hoch die Inflationsrate ist, sagt uns unter anderem das Statistische Bundesamt. In Deutschland bewegt sie sich schon seit 1995 zwischen 1 % und 2 % – was völlig ok ist.

Und wie wird die Inflation gemessen? Mit dem Verbraucherpreisindex. Der stellt einen Warenkorb aus rund 650 „typischen Produkten“ zusammen, die wir Deutschen zum Leben brauchen (zum Beispiel Lebensmittel, Miete, Kleidung und Hygieneartikel).

Der Preis dieses Warenkorbs wird mit dem Preis im Vorjahr verglichen (so, wie du die Erdbeerpreise vergleichst, aber mit mehr Daten als Erinnerung). Die prozentuelle Differenz ist das, was wir als Inflations- oder, noch passender, Teuerungsrate kennen.
Was übrigens nicht im Warenkorb enthalten ist – und sich somit auch nicht in der Inflationsrate widerspiegelt – sind Dinge, die nicht zu den gewöhnlichen Lebenskosten zählen. Gold zum Beispiel oder auch ein Barrel Öl – dessen Preisschwankung sehen wir dann aber bei den Spritpreisen.

Die Antwort: Ja, es wird tatsächlich alles teurer.

Das führt einerseits dazu, dass du dir weniger kaufen kannst, also einen „Kaufkraftverlust“ hast.
Andererseits sorgen aber Lohnerhöhungen dafür, dass dieser Kaufkraftverlust abgefedert wird.

Konkretes Beispiel: 2002 musstest du für einen Neuwagen 80 % eines durchschnittlichen Brutto-
Jahreslohns hinblättern. 2018 kostet ein neues Auto rund 88 % eines deutschen Jahreslohnes –
obwohl es um gut 10.000 Euro teurer ist.

Und dennoch: Warum jucken uns die teuren Erdbeeren so sehr?

Weil es einen Unterschied zwischen echter und wahrgenommener Inflation gibt! Bei kleinen
Beträgen – und Dingen, die wir häufig kaufen – nehmen wir Preisschwankungen nämlich am stärksten wahr. Wenn die Milch drei Cent teurer ist, empfinden wir das als unverschämte Abzocke.
Und wenn der Fernseher heute 40 Euro mehr kostet als noch vor fünf Jahren? Puh, wer denkt denn
an so was!

Aber dass der Euro ein Teuro ist, stimmt immer noch, oder?

Alles kostet heute mehr als vor der Einführung des Euros. Stimmt. Doch die Inflation ist nicht erst mit dem „Teuro“ entstanden. Und sie war schon mal sehr viel schlimmer. Solange wir im Winter keine Euro-Scheine verbrennen müssen, um uns warm zu halten, ist also alles gut!

Dass viele Dinge des täglichen Gebrauchs jetzt teurer sind, liegt nicht so sehr am Euro, sondern an globalen wirtschaftlichen Entwicklungen. Außerdem sind gewisse Dinge tatsächlich günstiger geworden: Informationsübermittlung zum Beispiel, Flugreisen und Elektrogeräte, die mittlerweile massenproduziert werden.

Trotzdem hält deine Kaufkraft, also das Geld, das du zur Verfügung hast, nicht Schritt mit der Inflation. Was kannst du tun, damit dein Finanzpolster nicht kleiner wird?

Schlau investieren! Nur Investments wie Immobilien oder Aktien halten den Euro in seinem tatsächlichen Wert fest. Welche Investitionsform die richtige für dich ist, hängt von einigen Faktoren ab. Immobilien zum Beispiel sind relativ inflationsresistent, binden dafür aber dein gesamtes Kapital langfristig. Aktien hingegen schwanken mit dem Aktienmarkt und haben durch die Inflation einen Wertverlust. Dafür kannst du mit Aktien aber gute Gewinne machen, wenn du zum Beispiel in den
DAX investierst.

Lass deine Euros nicht unterm Kopfkissen schrumpfen, sondern investiere – und sieh zu, wie sie wachsen!

schrumpfender Euro

 

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