Zweirichtungszähler – alle Infos für Photovoltaik-Besitzer

Hausbesitzer, die ihren Solarstrom ins öffentliche Netz einspeisen und dafür eine Vergütung erhalten möchten, entscheiden sich meistens für einen Zweirichtungszähler. Dieser bietet im Vergleich zu zwei separaten Zählern mehr Komfort. Doch wie funktioniert ein Zweirichtungszähler? Ist er unbedingt vorgeschrieben, und kann er auch den Ertrag messen? Im folgenden Überblick erfährst du alles, was du über dieses wichtige Bauteil wissen musst.

Was ist ein Zweirichtungszähler?

Herkömmliche Stromzähler messen lediglich, wie viel Strom aus dem öffentlichen Netz bezogen wird – und dienen damit zur Ermittlung deiner Stromkosten.

Anders stellt sich die Lage dar, wenn du eine Photovoltaikanlage installierst. In diesem Fall fließt Strom, der nicht im Haushalt verbraucht wird, in das öffentliche Stromnetz. Da du pro Kilowattstunde eine Vergütung bekommst, muss gemessen werden, wie viel Strom ins öffentliche Netz eingespeist wird.

Ein Zweirichtungszähler übernimmt beide Aufgaben, indem er sowohl den eingespeisten als auch den bezogenen Strom misst. Dafür besitzt er zwei Zählwerke.

Ob es sich um einen Zweirichtungszähler handelt, lässt sich übrigens leicht erkennen, denn die Geräte sind mit entgegengesetzten Pfeilen markiert. Über und unter diesen Pfeilen prangen außerdem die Aufschriften „1.8.X“ für den Strombezug und „2.8.X“ für die Stromeinspeisung.

Welche Zweirichtungszähler gibt es?

Man unterscheidet generell zwischen analogen und digitalen Zweirichtungszählern. Je nach Variante erfolgt das Ablesen etwas anders:

·        Analoge Zweirichtungszähler besitzen separate Anzeigen, die jeweils den Strombezug und die Einspeisung darstellen. Man nennt sie auch Ferraris-Zähler.

·        Digitale Zweirichtungszähler haben dagegen nur ein Display. Dort werden abwechselnd Bezug und Einspeisung angezeigt. Vor der bezogenen Strommenge steht das Kürzel „1.8.0“, während „2.8.0“ die Stromeinspeisung zeigt.

Welche Variante empfiehlt sich?

Heutzutage kommen für neue Photovoltaikanlagen nur noch digitale Zähler zum Einsatz – auch, weil diese im Hinblick auf „smarte“ Haushalte mehr Funktionen bieten. So lassen sich viele digitale Zähler per Smartphone aus der Ferne ablesen oder übersenden die Werte automatisch an den Netzbetreiber. Spätestens bis 2032 sollen alle Ferraris-Zähler durch digitale Modelle ausgetauscht werden.

Was sind saldierende Zähler?

Alle Haushalte in Deutschland besitzen einen dreiphasigen Anschluss. Das heißt, dass die elektrischen Geräte je nach Zimmer oder Geschoss entweder an Phase 1, 2 oder 3 „hängen“.

Das führt zu einem Problem, wenn ein einphasiger Wechselrichter installiert wird: Dieser verwandelt den Gleichstrom der Solaranlage in Wechselstrom, um die Haushaltsgeräte zu versorgen – kann dies jedoch nur für Geräte auf derselben Phase tun. Alle anderen müssen mit Strom aus dem öffentlichen Netz versorgt werden. Das heißt konkret: Auch wenn genug Solarstrom zur Verfügung steht, kann er aufgrund der Phasen-Beschränkung nicht voll verbraucht werden, sondern wird zum großen Teil eingespeist.

Ein sog. saldierender Stromzähler löst dieses Problem, indem er die Strommenge auf allen drei Phasen misst und addiert. So können alle Haushaltsgeräte versorgt werden – auch, wenn sie sich nicht auf der Phase des Wechselrichters befinden. Nur Solarstrom, der danach noch übrig ist, wird ins Netz eingespeist.

Misst ein Zweirichtungszähler den erzeugten Strom?

Ein Zweirichtungszähler misst lediglich den Strombezug und die Einspeisung ins Stromnetz. Doch was ist mit dem Solarstrom, der von der PV-Anlage erzeugt wird?

Um diesen zu ermitteln, benötigst du einen Ertragszähler. Das Gerät verrät dir, wie viel Strom die PV-Anlage insgesamt erzeugt, und zieht davon die eingespeiste Strommenge ab. Was übrig bleibt, ist der Eigenverbrauch.

Dieser lässt sich mithilfe folgender Formel auch in Prozent angeben:

Eigenverbrauch in % = ((Einspeisung) / Ertrag) x 100

Betreiber müssen den Eigenverbrauch unter Umständen in ihrer Steuererklärung angeben. Außerdem gibt der Wert Aufschluss über die ordnungsgemäße Funktion der PV-Anlage. Fällt der Eigenverbrauch beispielsweise geringer aus als angenommen, lässt das auf einen reduzierten Ertrag schließen. Evtl. sind die Solarmodule defekt, nicht richtig positioniert oder müssen gereinigt werden.

Wie teuer sind Zwei Wege Zähler?

Einen Zweirichtungszähler zu kaufen, ist für Privatpersonen nicht möglich. Stattdessen musst du dieses Gerät von deinem Netzbetreiber mieten. Die Kosten dafür betragen etwa 40 Euro pro Jahr und übersteigen den Kaufpreis auf lange Sicht deutlich. Allerdings sind in der Miete noch weitere Leistungen enthalten: Dein Netzbetreiber installiert den Zähler nicht nur, sondern kümmert sich auch ohne zusätzliche Kosten um die Wartung und Instandhaltung.

Was passiert bei einem Wechsel des Stromversorgers?

Wer seinen Stromversorger wechseln möchte, muss den Zähler nicht austauschen. Der Grund: Dieser wird vom Netzbetreiber bereitgestellt. Der Versorger ist lediglich für das Einfordern der Miete zuständig.

Benötigt jede PV Anlage einen Zweirichtungszählern?

Wie bereits erwähnt, müssen PV Anlagenbesitzer nicht nur den bezogenen, sondern auch den eingespeisten Strom messen. In manchen Ländern werden dafür Zähler eingesetzt, deren Zählwerke vorwärts und rückwärts laufen können – anders in Deutschland: Hier schreibt die Bundesnetzagentur vor, dass Bezug und Einspeisung des Stroms separat gemessen werden, um eine fehlerfreie Abrechnung zu garantieren.

Die Ausnahme: Inselanlagen

Einzige Ausnahme von der gerade genannten Regel stellen sog. Inselanlagen dar. Diese sind nicht an das öffentliche Stromnetz angeschlossen und ermöglichen somit keine Einspeisung. Auf der anderen Seite kann jedoch auch kein Strom aus dem öffentlichen Netz bezogen werden.

Einspeise- und Strombezugszähler als Alternative

Heißt das nun, dass du auf einen Zweirichtungszähler angewiesen bist? Nicht unbedingt. Alternativ könntest du auch einen Bezugszähler und einen Einspeisezähler verwenden. Der Vorteil: Anders als Zweirichtungszähler kannst du diese kaufen, was im Vergleich zur Miete langfristig günstiger ist.

Beachte jedoch folgende Einschränkungen:

·        Bezugs- und Einspeisezähler sind nur sinnvoll, wenn du genug Platz im Zählerschrank hast.

·        Bei gekauften Geräten bist du für Wartung und Eichung selbst verantwortlich.

·        Du haftest für eine korrekte Messung der Einspeisung – heißt: falls die Messung falsch ist, erhältst du keine Vergütung.

Zweirichtungszähler – Fazit

Ein (saldierender) Zweirichtungszähler stellt für die meisten Betreiber von Photovoltaikanlagen die beste Option dar. So kannst du dir nicht nur sicher sein, die Einspeisevergütung zu erhalten. Das Mieten bietet dir auch mehr Komfort und Sicherheit als der Kauf separater Zähler.

Max Karänke

Ich bin Sachverständiger für Immobilienbewertung und über 15 Jahre in der Immobilienbranche tätig. Meine Gutachten schreibe ich für Gerichte, Unternehmen, Kommunen und Privatpersonen. Auf meinem Blog erkläre ich Immobilienthemen leicht verständlich.