Eine Möglichkeit, um dein Haus vor Hitze und Kälte gleichermaßen zu schützen, ist Dämmschaum. Er bietet sich gerade dann an, wenn Hohlräume gefüllt werden sollen, also bei einer nachträglichen Wärmedämmung.
Alles, was du rund um das Thema Dämmschaum wissen musst, erfährst du im folgenden Artikel.
Was ist Dämmschaum?
Du kennst Dämmschaum vielleicht unter einem anderen Namen, denn es gibt so einige Bezeichnungen für ihn: Montageschaum, Bauschaum, Pistolenschaum, Füllschaum, Zargenschaum, Brunnenschaum und Isolierschaum.
Es handelt sich dabei um einen speziellen Schaum, meist aus Polyurethan (PUR/PIR), der aufschäumt und somit nicht nur hervorragend dämmt, sondern auch Wärmebrücken verhindert.
PU-Schaum wird aus Erdöl produziert. In den allermeisten Fällen handelt es sich bei Dämmschaum um PUR, in einigen Fällen ist es aber sogar PIR-Schaum.
Dämmschaum ist aber nicht gleich Dämmschaum. Welche Unterschiede es gibt und was du beachten musst, erkläre ich dir nachfolgend.
Welcher Schaum zum Dämmen?
Zunächst lässt sich Dämmschaum in zwei Kategorien unterteilen: In den Einkomponenten Dämmschaum und in den Zweikomponenten Dämmschaum. Hierzulande ist die erste Variante deutlich häufiger vertreten, dennoch sollen beide Varianten kurz vorgestellt werden.
Einkomponenten Dämmschaum
Hierbei handelt es sich um Dämmstoff, der aus einer Komponente (Prepolymer, eine Verbindung aus Isocynat und Polyol) besteht und auf die zu dämmende Oberfläche aufgesprüht wird. Wichtig ist, dass vor dem Aufsprühen die Dose möglichst gut geschüttelt werden muss, damit sich die beiden Bestandteile zu dem Prepolymer verbinden. Das gewollte Aufschäumen ist schließlich eine Reaktion des Doseninhalts mit Feuchtigkeit, die in der Luft oder aus dem Untergrund mit dem Inhalt in Verbindung kommt. Das lässt sich auch ganz gezielt nutzen, indem man vorher oder nachher Feuchtigkeit aufträgt, um die Wirkung zu verstärken.
Bei der Anwendung ist zu beachten, dass die Schäume von außen nach innen aushärten. Zeitlich gesehen bedeutet das, dass nach etwa 10 Minuten der Schaum klebfrei ist, nach einer Stunde dann zum größten Teil ausgehärtet (in diesem Zustand lässt er sich schneiden) und nach drei bis fünf Stunden so ausgehärtet, dass er auch belastbar ist.
Zweikomponenten Dämmschaum
Bei diesem Schaum benötigt man einen zusätzlichen Reaktionspartner (Härter oder Vernetzer genannt). Er kann entweder direkt in der Dose enthalten sein oder muss extra zugeführt werden. Bei einem 2K-Dämmschaum wird allerdings kein zusätzliches Befeuchten benötigt. Wichtig ist lediglich, dass die Inhaltsstoffe der Dose gut vermischt sind, was sich an einer gleichmäßigen Färbung des Schaums erkennen lässt. Außerdem sollte er in jedem Fall innerhalb des genannten Verbrauchsdatums verwendet werden!
Neben diesen beiden grundlegenden Unterscheidungen gibt es aber noch weitere Unterschiede beim Dämmschaum, die vor allem im Herstellungsverfahren begründet liegen.
Herstellung von Dämmschaum
Die Herstellung unterscheidet sich je nach gewünschtem Endprodukt, dabei gibt es fünf verschiedene Produktarten von Dämmschaum:
1. Blockschaum: Hierbei wird der Dämmschaum zu Platten und Formteilen geschnitten.
2. Band-/Plattenschaum: Dieser wird gerne für die Wand-, Dach-, und Bodendämmung verwendet, da er mit flexiblen Deckschichten ausgestattet werden kann.
3. Sandwichelemente: Es handelt sich um Verbundelemente, die für Dach- und Wandkonstruktionen in Hallen verwendet werden, da sie aus einer starren Deckschicht mit Polyurethan-Kern bestehen.
4. Ortschaum: Auch unter den Namen Gießschaum, Spritzschaum oder Dachspritzschaum bekannt, handelt es sich um einen vor Ort aufgeschäumten Schaum, der bei einer Wärmedämmung von Flachdächern, bei betriebstechnischen Anlagen (bspw. Rohrisolierung) und im Innenausbau verwendet wird.
5. Montageschaum: Er wird als Dämmung und Füllung von Hohlräumen verwendet und kommt bei Montagzwecken zum Einsatz (in Form einer Dose).
In diesem Artikel soll der Fokus auf Ort- und Montageschaum liegen, da diese beiden Varianten am häufigsten Anwendung finden.
Eigenschaften von Dämmschaum
Dämmschaum aus PU bringt einige Vorteile mit sich:
- sehr gute Dämmwerte (0,030 bis 0,040 Watt pro Meter und Kelvin); Rohdichte (fugengeschäumt): 25 bis 30 g/l
- eine hohe Druckfestigkeit
- ist unverrottbar
- widersteht Fäulnis
- ist beständig gegenüber Wasser, Öl, Laugen, Benzin und diversen Lösungsmitteln
- muss auf gesetzlicher Grundlage flammfest sein (dafür werden spezielle Flammschutzmittel wie bspw. pFR eingesetzt): Baustoffklasse B2
- ist sehr flexibel in der Anwendung
- schluckt Schall
Er hat allerdings auch ein paar Nachteile:
- er ist nicht resistent gegenüber UV-Strahlen der Sonne
- recht teurer Preis, weswegen sich die Verwendung meist nur dort lohnt, wo eine sehr hohe Flexibilität benötigt wird
Woran kann ich die Qualität von Dämmschaum ausmachen?
Ein relativ sicheres Merkmal für eine hohe Qualität ist das Aussehen des Schaums bzw. seine Konsistenz. Idealerweise sieht er frisch geschlagener Sahne sehr ähnlich.
Sind hingegen zähflüssige oder ölige Spuren zu erkennen, deutet das auf ein minderwertiges Produkt hin.
Weitere Merkmale sind, dass er beim Auftragen sofort gut am Untergrund haftet und nicht die Fuge hinunter rinnt/ abrutscht. Nur so kann eine gleichmäßige und zufriedenstellende Dämmung sichergestellt werden.
Schließlich gibt es aber auch noch einen Hinweis, wenn der Schaum vollständig ausgehärtet ist: Wenn die überstehenden Schaumreste mit einem Messer abgeschnitten werden, kann man die innere Schaumstruktur an den Schnittstellen betrachten. Dabei gilt, je feinporiger und gleichmäßiger, desto besser. Ideal ist es, wenn die Struktur an eine feine Schaumstoffmatratze erinnert.
Ist PU Schaum wasserdicht?
Nein, wasserdicht ist er nicht, aber wasserfest. Der Unterschied liegt darin, dass der Dämmschaum zwar eine sehr geringe Wasseraufnahme hat (unter einem Prozent) und damit resistent gegen Spritzwasser oder kurzzeitige Berührungen mit Wasser ist. Wird er allerdings mit regelmäßig einwirkendem Druckwasser konfrontiert, dringt dieses auf Dauer in die Zellkammern ein. Das liegt an der gemischt geschlossen- und offenzelligen Struktur.
Wo wird PU Schaum angewendet?
Besonders beim Fenstereinbau eignet sich Dämmschaum, da hier zwingend ein flexibler Schaum benötigt wird. Das liegt daran, dass Fensterrahmen ihre Position und sogar Größe verändern, wenn sie hohen Temperaturschwankungen oder Wind ausgesetzt sind.
Hinzu kommt, dass durch den Dämmschaum zwei Materialien miteinander verbunden werden, die in den allermeisten Fällen ein unterschiedliches Dehnungsverhalten haben. Da es dabei zu Spannungen zwischen den Teilen kommen kann, muss der Dämmschaum als Verbindung diese Spannungen aushalten können, ohne dabei zu reißen.
Ein weiterer Anwendungsbereich ist der Einbau von Türrahmen, aber auch bei der Dämmung von Flach- und Steildächern kann er eingesetzt werden. Ebenso kann der Dämmschaum bei einem zweischaligen Mauerwerk als Kerndämmung eingesetzt werden.
Bei kleineren Arbeiten wird der Bauschaum direkt in die Zwischenräume zwischen Wand und Rahmen gesprüht.
Bei größeren Arbeiten wird auf eine Schaumanlage mit zwei getrennten Schläuchen zurückgegriffen. Diese dosiert Polyol und Isocyanat in der optimalen Menge und kann mobil verwendet werden.
Auf welchen Untergründen haftet PU Schaum?
PU-Schaum kann nicht uneingeschränkt auf jedem Untergrund verwendet werden.
Geeignete Untergründe sind folgende:
- alle saugenden Oberflächen (Beton, Mauerwerk, Putz, Holz, Faserzement) – wichtig: die Oberfläche muss staubfrei sein!
- vorbehandelte Metalle und einige Kunststoffe: diese sollten möglichst mit einem feinen Schmirgelpapier angerauht werden, um die Haftung zu verbessern
Nicht geeignete Untergründe:
- unbehandelter Gips
- staubende Untergründe
- PTFE
- Silikon
- PE- und PP-Kunststoffe (wegen öliger Trennmittel)
- polierte, nicht saugende Oberflächen
Überstreichen von Dämmschaum
Wenn der Schaum auf der Außenseite des Hauses angewendet wird, ist danach natürlich ein Überstreichen notwendig, um die Ästhetik wieder herzustellen.
Wichtig ist, dass dafür Vorbereitungen getroffen werden.
1. Der Dämmschaum sollte möglichst gerade (“plan”) mit einem Cutter abgeschnitten werden, damit die Oberfläche eben wird. Dafür muss der Dämmstoff vollkommen ausgehärtet sein! Warte deswegen am besten mehrere Tage ab, um sicher zu gehen.
2. Bei größeren Hohlräumen empfiehlt sich ein sogenanntes Armierungsnetz, das in den Dämmschaum eingearbeitet wird. Dadurch hat man später eine feste Basis für den Außenputz.
Anschließend können PU-Schäume dann ganz einfach überstrichen oder überputzt werden. Das ist sogar sinnvoll, denn sie sind von Natur aus nicht lichtbeständig und erhalten so einen extra Schutz.
Ist Dämmschaum gesundheitsgefährdend?
Zum Schluss soll es noch um eine Frage gehen, die sich viele im Kontext dieses Themas stellen: Ist Dämmschaum gefährlich für meine Gesundheit?
Grundsätzlich gilt: Isocyanat gilt als Risikostoff, der Reizungen und evtl. sogar Krebs auslösen kann. Deshalb sind Dämmstoffe, die mehr als ein Prozent freies Isocyanat enthalten, entsprechend gekennzeichnet und dürfen nicht einfach frei an Kunden verkauft werden.
Es gibt aber auch Dämmschäume, bei denen alpha-Silane hinzugefügt werden, die die freien Isocyanate unschädlich machen.
Weitere Gefahren ergeben sich durch die explosive Gasmischung der Sprühdosen, die bereits durch einen kleinen Funken ausgelöst werden kann. Zudem sollten die Produkte nicht mit bl0ßer Haut in Berührung kommen. Falls das doch passiert, sofort die entsprechenden Stellen gründlich reinigen und am besten immer Schutzhandschuhe und Schutz für Augen und Mund tragen.
Good to know: Ab August 2023 sieht die neue EU-Verordnung eine Schulungspflicht zum Umgang mit PU-Schaum vor. Damit sollen Risiken vermindert werden.
Zusammengefasst kann ich dir nur empfehlen, einen Fachbetrieb zu kontaktieren, der diese Aufgabe übernimmt und so die Gesundheit aller Beteiligten schützt.